Shanghai.

Four days in Shanghai.

Die Reise nach Bali, wo Luca und ich für 3,5 Monate unser Auslandssemester absolvierten, führte uns über die Millionenmetropole Shanghai. Hier besuchten wir Lucas Freund Torsten, der nun schon seit einem Jahr dort arbeitete.

Nach gut 24 Stunden kamen wir also völlig erschöpft am Pudong International Airport an und wollten eigentlich nur eine Dusche und etwas zu Essen. Leichter gesagt als getan. Der Metro-Automat nahm keine Kreditkarten, denn auch in China gilt: „Nur Bares ist Wahres“! (Was sich im Laufe unseres Aufenthalts allerdings noch als ziemlich falsch herausstellen sollte, da überall mit Alipay bezahlt wurde). Der nächste ATM spuckte nur riesen Scheine aus, mit denen der Metro-Automat auch nicht zufrieden war. Also versuchten wir unser Glück eben in einem der Fast-Food-Restaurants. Doch hier wartete schon das nächste Problem: die Mitarbeiter sprachen kein Wort Englisch, wir kein Wort Mandarin, also bekamen wir die Scheine nicht einmal gewechselt. Schlussendlich entschieden wir uns dafür, Chicken Sticks zu kaufen, damit wir mit dem Wechselgeld endlich unsere Metro-Tickets kaufen konnten. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten saßen wir schließlich in der Metro und kamen nach 1,5 Stunden im Xuhui District in Shanghai an, wo uns Torsten schon erwartete.

Nach einem kurzen Abstecher in einem Sushi-Restaurant, wo ich fast verhungerte, weil ich noch nicht mit Stäbchen essen konnte, landeten wir zum Abschluss des Abends im „Funkadeli“, einer Bar in einem fancy Viertel Shanghais. Hier lernten wir (mehr oder weniger freiwillig) Benoir kennen, einen crazy Unternehmer mit französischen Wurzeln, der schon gefühlt überall auf der Welt zu Hause war. Crazy ist hierbei noch untertrieben. Einmal sei er wohl mit dem Elektroroller durch die Bar gefahren, um einen Gin Tonic zu bestellen. Mit Elektrorollern sollten wir noch des Öfteren Bekanntschaft machen, da in ganz Shanghai fast nur noch Elektroroller unterwegs sind. Sie werden auch „der leise Tod“ genannt und das nicht ohne Grund.

Tag 2: 27.565 Schritte.

Am zweiten Tag stand nach einem Kaffee mit Blick über Shanghai ein Halbmarathon an Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Die erste Station lautete Jing’an-Tempel. Bereits der Weg dorthin war ein Highlight: im Park tanzten an jeder Ecke Senioren zu meditativer bis rockiger Musik. Schon bald hatten uns die Tänzer mit Ihrer Tanzlaune angesteckt und wir tanzten mit. Das wiederum war ein Highlight für die Chinesen, die ein Foto nach dem anderen von uns schossen, als wären wir wildgewordene Affen im Zoo (maybe...). Als wir schließlich am Tempel ankamen, erwartete uns ein etwas bizarres Bild: ein wunderschönes historisches Gebäude zwischen all den modernen Hochhäusern. Im Inneren des Tempels konnte man unter anderem eine fast 4 Meter hohe Buddha-Statue aus Jade besichtigen sowie Mönchen bei Opfer- und Gedenkritualen zusehen.

Nach einer ausgiebigen Entdeckungstour machten wir uns weiter auf den Weg nach Tianzifang, ein Künstlerviertel bestehend aus unzähligen kleinen Gassen mit allerlei (mehr oder weniger leckeren) Köstlichkeiten. Wir entschieden uns für eine mega leckere Nudelsuppe für Luca und einen etwas eher gewöhnungsbedürftigen süßlich-schlonzigen Bohneneintopf für mich. Hier machte sich die Stäbchen-Übungsstunde vom Abend zuvor bezahlt.

Das nächste Ziel war der Yu Yuan Garden. Über eine Zick-zack-Brücke (damit man die bösen Geister abhängt) gelangte man in die Oase inmitten des Trubels von Shanghai. Mal abgesehen von den Touristen-Strömen, konnte man hier zwischen Tempeln und Teichen tatsächlich etwas Ruhe finden. Nach einem erfolglosen Versuch von Luca, einen Goldfisch für das Abendessen zu fangen, machten wir uns weiter Richtung Old Street, wo wir uns nur mit Mühe gegenseitig davon abhalten konnten, originale Adibads (Adidas) oder Aike (Nike) Schuhe zu kaufen. Zu guter Letzt statteten wir dem Gucheng Park oder auch Bambus Park noch einen Besuch ab, bevor wir dann das erste mal einen Blick auf die gigantische Skyline Shanghais erhaschen konnten. Als wir auf dem Heimweg in der Metro saßen waren wir wieder einmal geschockt darüber, wie jeder Einzelne an seinem Smartphone saß und in ohrenbetäubender Lautstärke Spiele spielte oder Filme schaute. Da wurden wir schon teilweise verwundert angeschaut, als wir uns miteinander unterhielten. (Das lag vermutlich aber auch nur daran, dass wir kein Wifi hatten und deshalb selbst nicht am Handy sein konnten :P).

Am Abend trafen wir uns mit Freunden von Torsten im "Spice Bazar" und bestellten gefühlt die ganze Karte hoch und runter. Neben einer Nudelsuppe, Hummus, Lammspießen, Garnelen mit Kürbis und marinierten Auberginen stand so ungefähr alles auf dem Tisch, was man sich nur wünschen konnte. Unser Verdauungsspaziergang führte uns anschließend in das 87. Stockwerk des "Grand Hyatt Hotels" (wir haben den Aufzug genommen). Hier kostete eine Cola in der Bar zwar über 5€, doch die Aussicht war diese Investition auf jeden Fall wert. Die Sicht über den Huangpu River und die Uferpromenade Waitan war unvergesslich und ein perfekter Abschluss für einen aufregenden Tag.

Tag 3: 24.129 Schritte.

Das erste Ziel für Tag 3 war The Bund. Leider war die Sicht an diesem Tag etwas trüb, aber der Blick auf die Wolkenkratzer war trotzdem überwältigend. Bei einem Klogang waren wir wieder einmal erstaunt über die Art und Weise, wie die Menschen in China überwacht wurden. Klopapier erhielt man nur, wenn das Gesicht von einer Kamera erkannt wurde. Das bedeutete: mal wieder kein Klopapier für Miri, dafür die beliebten Babyfeuchttücher.

Da unser Besuch an der Uferpromenade abrupt von einem Schauer unterbrochen wurde, machten wir uns auf die Suche nach einem Unterschlupf. Durch Zufall fanden wir in einer Gasse ein Restaurant, in dem wir mit Händen und Füßen die besten Dumplings bestellten, die ich je gegessen hatte (waren auch meine ersten). Durch den People's Park, in dem wir noch eine kleine Outdoor-Fitness-Session einlegten, gelangten wir zum Shanghai Urban Planning Exhibition Center, einem Museum über Shanghais Stadtplanung und Entwicklung. Das Highlight stellte für uns die Miniaturnachbildung der Stadt Shanghai dar, die originalgetreu alle Viertel der Stadt zeigt.

Am Abend schlemmten wir mal wieder bis nichts mehr reinging: Teriyaki im "Tairyo". Von Garnelen über Huhn bis hin zu Rind bestellten wir alles, was es auf der Karte gab und bekamen es direkt am Tisch zubereitet. Als Dessert flammbierte die Köchin Bananen, die mit Eis serviert wurden. Rundum perfekt! Unsere Bartour führte uns an diesem Abend zuerst in die "Bar Rouge" mit einem hammer Ausblick, anschließend in die "Captain Bar" und zu guter Letzt ins "La Revolución", wo eine befremdliche aber durchaus witzige Einhornparty stieg. 

Tag 4: 20.342 Schritte.

Am letzten Tag in Shanghai sollte es in die Qibao Watertown gehen. Nach einem Frühstück Shanghaier Art (hier bezahlt man sogar in Omas Imbiss um die Ecke mit Alipay) machten wir uns auf den Weg und erreichten kurze Zeit später das beliebte Wasserdorf. Der Weg führte uns vorbei an zahlreichen Ständen mit teilweise undefinierbaren Spießen (bis auf einen: ein Spieß mit einer Vogelspinne!!!) und an seltsamen Asiaten. Eine davon wollte unbedingt ein Foto von uns drei außerirdischen Kreaturen schießen. Da hielten vor allem die Blogger-Boys gerne hin. Ihre Bloggerfähigkeiten stellten Luca und Torsten auch kurze Zeit später in einem der Teehäuser unter Beweis, um das perfekte Instapic zu kreieren. Mit Erfolg. Zu dem nicht ganz preiswerten chinesischen Tee (10€ pro Person) wurde außerdem Bohnenkuchen gereicht, der eher an Omas Seife erinnerte, als an leckeres Gebäck.

Gestärkt von Tee und "Kuchen" ging die Reise weiter zum Fake Market, wo es so ungefähr alles gab, das man sich vorstellen konnte. Torsten bewies wieder einmal seine Verhandlungskünste und besorgte uns 2 Paar (fast) originale Vans, einen Rucksack, eine Uhr und eine Tasche für umgerechnet weniger als 20€ (alles zusammen). So macht shoppen Spaß!

Auch an Tag 4 kam das Schlemmen nicht zu kurz. Am Abend bestellten wir wieder einmal die Karte hoch und runter (dieses mal sogar 2x) und wunderten uns darüber, dass wir nur die Hälfte davon schafften (das Essen hätte vermutlich für eine ganze Fußballmannschaft gereicht. #shameonus!). Außerdem war Luca nicht sehr amused über den Koriander, der in jedem einzelnen Gericht zu finden war. Ich war noch weniger amused über die viel viel viel zu scharfe Suppe, von der nicht gerade wenig vor Schreck über die Schärfe auf meinem weißen T-Shirt landete. Der perfekte Abschluss für einen perfekten Trip nach Shanghai war der Blick auf die Shanghaier Skyline bei Nacht, den wir von der Dachterrasse eines Hotels genießen durften.

Fazit.

Shanghai hat uns sehr positiv überrascht. Entgegen unserer Erwartungen war die Stadt sehr leise, sauber und voller spannender Sehenswürdigkeiten und (meistens) super leckerem Essen.

74.364 Schritte später saßen wir um 02:30 wieder im Taxi auf dem Weg zum Flughafen. Mit Umweg über Bangkok (wo wir uns die 9,5 Stunden Aufenthalt mit Rollercoaster fahren auf dem Gepäckwagen vertrieben) flogen wir schließlich nach Denpasar, wo der Ernst des Lebens begann: unser Auslandssemester auf Bali!