Schulalltag.
Der eigentliche Grund, weshalb ich nach Sansibar reiste, war die Arbeit an einer Schule. Im Vergleich zur staatlichen Schule war Umoja mit allem Nötigen, wie Tische, Stühle und Tafeln ausgestattet. Der Unterricht für die Kinder vom Kindergartenalter bis zur 6. Klasse fand auf Englisch statt und war unterteilt in die Fächer Lesen und Schreiben, Mathe, Englisch, Erdkunde, Sport, Gemeinschaftskunde und Kunst. Die Großzügigkeit, die bereits die Kleinsten an den Tag legten, erstaunte und berührte uns zutiefst: hatte ein Mitschüler mal seinen Pausensnack zu Hause vergessen, so wurde er ohne darum zu bitten von seinen Kameraden versorgt. Auch der unersättliche Wissensdurst dieser Kinder wäre bei uns unvorstellbar. Fragte man sie, welches ihr Lieblingsfach war, so lautete die Antwort stets: "I like all of them".
Die meisten Lehrer hatten eigentlich völlig andere Berufe gelernt. Wozu in Deutschland mehrere Jahre Studium und Referendariat nötig sind, reichen auf Sansibar scheinbar zwei Wochen Kompaktkurs aus. Nichtsdestotrotz waren wir Freiwilligen nicht dazu da, den Lehrern ihre Stellen streitig zu machen, sondern vielmehr um sie im Unterricht zu unterstützen und ihnen Tipps zu geben, wie sie diesen noch effizienter gestalten könnten.
Eines Tages mussten wir entsetzt feststellen, dass insbesondere der Schulleiter nicht viel von sanften Erziehungsmaßnahmen hielt. Schläge oder auch das Knien auf Steinen schienen ihm die fruchtbarere Methode zu sein. Das konnten wir nicht akzeptieren und so suchten wir umgehend den Kontakt zur verantwortlichen Organisation, welche das Schuloberhaupt dann nach weiteren Eskapaden und einigem hin und her entließ.
Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle auch an meinen guten Freund Thilo, dessen medizinischen Rat wir aufgrund eines potentiellen Kreuz- oder Innenbandrisses einholten. Per WhatsApp Call und Fotos schafften wir es gemeinsam, eine provisorische Schiene aus Stöcken und Mullbinden zu basteln, die das Bein des betroffenen Schülers zumindest vorübergehend stabilisieren konnte.
Jeden Freitag war für die Schüler von Umoja Beachday. Das bedeutete, dass die - eigentlich vollverschleierten - Kinder lediglich mit einem Badehöschen bekleidet am Strand spielen und plantschen durften. Viele Urlauber, die sich ebenfalls dort aufhielten, nahmen dies zum Anlass, den perfekten Urlaubsschnappschuss von sich und einem afrikanischen Kind zu machen. Ob diese fotografiert werden wollten oder nicht, war ihnen dabei ziemlich egal. Sie hatten ja schließlich einen Pauschalurlaub gebucht, da musste sowas schon drin sein! Andere wiederum kamen mit tütenweise Geschenke in die Schulen um zu demonstrieren, wie großzügig und weltoffen sie doch waren und natürlich um die perfekte Instagram Story ihrer Wohltaten zu posten - #helpingthepoor.
Den letzten Schultag, der für "Teacher Alice", "Teacher Natascha" und mich ("Teacher Miri") auch gleichzeitig Abschied nehmen bedeutete, ließen wir mit einer kleinen Party ausklingen. Luftballons, Seifenblasen und Hits wie "Heeeey Macarena" sorgten für ausgelassene Stimmung.
Vielleicht bin ich mit anderen Erwartungen an meine Arbeit und deren Wirkung nach Sansibar gereist. Vielleicht habe ich aber auch mehr von den Kids gelernt, als sie von mir.

Als Abschluss noch die Top 3 Zitate über die Motivation anderer Freiwilliger:
1. "Ich kann heute nicht zur Schule gehen weil ich krank bin. Ich lege mich lieber an den Strand um braun zu werden."
2. "Ich bin eigentlich nur hier, weil Pauschalurlaub noch teurer wäre."
3. "Eigentlich mag ich gar keine Kinder."
Ganz ehrlich Mädels, dazu fehlen mir einfach nur die Worte...